Benzinhahn          
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An der GT 250 kamen zwei Benzinhahn-Ausführungen zum Einsatz. Bei den älteren Modellen K, L, und M gab es die Ausführung wie im linken Bild gezeigt mit Überwurfmutter ("Schnellanschlußmutter") zur Montage am Tank. Die Mutter hat zum Hahn hin ein Linksgewinde M22x1, zum Tank hin ein Rechtsgewinde M22x1. Ab Modell A wurde ein Hahn verwandt wie im rechten Bild gezeigt mit einem Flansch zur Befestigung am Tank. Die beiden (M6-) Befestigungsschrauben haben einen Abstand von 44mm.
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Wie bei allen GT handelt es sich um Unterdruck-gesteuerte "Membran"-Benzinhähne. Den Unterdruck produziert der Motor, wenn er läuft. Der Unterdruck wird von einem Anschluß eines Vergasers abgenommen und mittels eines Schlauches an den Benzinhahn geführt, wo er auf den Anschluß am Membrangehäuse des Hahns gesteckt ist. Je nach Modell sitzt der vergaserseitige Unterdruckanschluß an einem anderen Vergaser bzw. anderer Stelle der Vergaserbatterie. In jedem Fall mündet der Anschluß in einen der Vergaser-Ansaugkanäle im Bereich zwischen Vergaser und Motor. Die Benzinhahn-Membran öffnet den Durchfluß des Benzinhahns, sobald der Motor läuft, in den Stellungen ON (Auf) und RES (Reserve). In Stellung PRI (Priming, "Vorbereitung") kann man Kraftstoff auch bei stehendem Motor laufen lassen, zum Beispiel um leere Vergaser zu füllen oder den Tank abzulassen.

Die verschiedenen Benzinhähne sind im Prinzip gleich aufgebaut, nur haben die Bauteile unterschiedliche Formen und Abmessungen und sind nicht zwischen den Hahn-Typen austauschbar.

Im Folgenden werden am Beispiel eines GT250A-Benzinhahns die gelegentlich zur Funktionserhaltung erforderlichen Arbeitsschritte gezeigt. Mögliche Störungen sind Undichtigkeit nach außen und unzureichendes Schließen oder Öffnen des Durchflusses zu den Vergasern.

Undichtigkeit kann zunächst am Anschluß zum Tank auftreten; entweder durch lose Schrauben/Mutter oder defekte Dichtungen. In der Überwurfmutter gibt es einen einfachen (Fiber-)Dichtring, beim Flanschanschluß eine spezielle Gummidichtung sowie Dichtringe an den beiden M6-Schrauben.
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Die nächste Fehlermöglichkeit ist die Abdichtung des Stellhebels.
Durch Alterung und Aushärtung kann die Gummi-Dichtscheibe nicht mehr einwandfrei abdichten. Nach langer trocken-Standzeit kann die Hebeldichtfläche an der Dichtscheibe kleben; wird jetzt ruckartig der Hebel gedreht, kann eine Dichtlippe der Dichtscheibe einreißen. Der Hebel wird durch einen Wellenring unter der Halteplatte an die Dichtscheibe gedrückt; ist der Wellenring erlahmt oder die Halteplatte nicht ganz festgeschraubt, ist die Andruckkraft zu klein und Benzin kann austreten.
Die folgenden Bilder zeigen nacheinander einen Hahn mit gelöster Halteplatte, entferntem Wellenring, Hebel und der gelochten Dichtscheibe.
Bei Hähnen des letzten GT-Baujahres gibt es am Außenumfang des Stellhebels eine Nut mit einem zusätzlichen Dichtring in Form eines V-Rings, der den Hebel gegen das Gehäuse abdichtet und ein durchsickern von Kraftstoff verhindern soll. Wenn allerdings die gelochte Dichtscheibe undicht ist, hilft der V-Ring auch nicht mehr viel.
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Um Verunreinigungen aus dem Tank vom Benzinhahn und den Vergasern fernzuhalten, gibt es am Hahn drei Filter; je einen aufgesteckten auf dem Einlaufrohr und der Einlauföffnung für die Normal- und Reservestellung, sowie einen in der Filtertasse an der Hahnunterseite eingebauten. Besonders der Filter auf der Reserveeinlauföffnung kann leicht mit Schmutz- und Rostpartikeln, die sich unten im Tank sammeln, zugesetzt werden, sodaß speziell in Reservestellung der Durchfluß behindert ist.
In der Filtertasse können sich besonders bei Standzeiten Ausblühungen durch Korrosion bilden und ebenfalls den Durchfluß einschränken. Beim Öffnen der Filtertasse sollte ein exact passender Schlüssel zum Einsatz kommen, da das Material recht weich ist und bei festsitzendem Deckel der Sechskant schnell rundgedreht wird.
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Filter und Dichtungen sind als Ersatzteil von Suzuki zu bekommen. Problematischer wird es, wenn die Membransteuerung nicht mehr funktioniert. Deren Teile wurden nicht zum Ersatz vorgesehen, gelten als Bestandteil des ganzen Hahns und sind nicht einzeln erhältlich.
Für die alte Hahnausführung mit ÜberwurfMutter und dem Membrangehäuse mit fünf BefestigungsSchrauben gibt es Membran-Nachfertigungen. Für die neuere Ausführung habe ich noch keine gefunden. Die Preise wären mir sowieso zu hoch, auch wenn sie vermutlich gerechtfertigt sind aufgrund geringer Stückzahl und Werkzeugkosten. Man bekommt für die Flanschausführung im Zubehör komplette passende Hähne von anderen (Suzuki-)Motorrädern recht günstig.
Man kann aber mit relativ geringem "Spezial"-Werkzeugeinsatz selbst die Membranen ersetzen.

Im Membrangehäuse befinden sich zwei Membranen, die auf den Seiten einer Kunststoffscheibe liegen und zusammen mit dieser und dem Membrandeckel am Benzinhahn verschraubt sind. In der Mitte sind die Membranen über einen kleinen Kolben(Plunger) verbunden. Die eine Membran dichtet gegen den Kraftstoff ab, die andere gegen den Unterdruck vom Vergaser. Der Zwischenraum zwischen den Membranen hat Verbindung zur Außenluft zum Druckausgleich.
Der Plunger dichtet mit einem O-Ring und öffnet oder schließt den Benzindurchfluß. Dieser O-Ring ist leicht zu ersetzen, falls er hart, undicht, rissig geworden ist. (Maß: Ø3,5x1,8mm. Der montierte Ring sollte außen etwa 7,4mm Durchmesser haben und mit der Innenseite fest auf dem Plunger sitzen.)
Auf der Unterdruckseite sitzt eine Feder im Membrangehäuse, die den Plunger in den Dichtsitz drückt. Die Feder kann erlahmen und dadurch der Plunger schlecht schliessen. Ein Längen der Feder kann schon Abhilfe schaffen.

Die Membranen werden weniger durch Risse undicht. Eher lockert sich die Vernietung des Plungers mit den beiden Membranen. Hier kann Benzin durchsickern und tritt dann aus der Ausgleichsöffnung auf der "Rückseite" des Membrangehäuses aus und/oder gelangt auf die Unterdruckseite.
Wenn man den Plunger gegen die Membran verdrehen kann, ist die Vernietung lose und undicht.

     Ersatz der Membranen      
Zunächst wird das Membrangehäuse geöffnet und der Membranblock abgebaut. Meistens kleben die Membranen am Deckel, am Hahn und an der Kunststoffscheibe. Sie müssen vorsichtig abgelöst werden, falls sie noch Verwendung finden sollen, und sei es nur als Muster für die Neuanfertigung.
Die folgenden beiden Bilder zeigen Vorder- und Rückseite des Membrangehäuses und die Ausgleichsöffnung.
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Beim Abnehmen des Deckels aufpassen, das die Feder nicht wegfliegt.
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Der Membranblock wird abgebaut und auf einer Bohrmaschine aufgespannt, um die Vernietung aufzubohren. Plunger und Niet sind in einem Stück gefertigt. Nach dem Bohren wird der Stützring mit einer Zange abgezogen, dann kann das Membran-"Paket" zerlegt werden. Man macht sich, falls nötig, beim Zerlegen Notizen oder Fotos von der korrekten Position der Teile.
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Der Plunger wird wiederverwendet. Dazu wird der "Niet" vollständig entfernt und ein Sackloch mit M4-Gewinde in den Plunger gebohrt.
Anstelle des Nietes und des Stützringes wird eine M4 Innensechskantschraube Verwendung finden.
Der Niet hatte nur 3,5mm Ø, darum müssen die runde Stützscheibe und der kleine Kunststoff-Distanzring, der zwischen den Membranen sitzt, auf 4 mm aufgebohrt werden.
Der kleine Messing-Stützring der ursprünglichen Vernietung wird nicht mehr gebraucht.
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Aus Membrantuch mit der Stärke 0,38mm werden nun neue Membranen angefertigt.
Die alten Membranen, der Membrangehäuse-Deckel und die Kunststoffscheibe des Membranblocks dienen als Vorlagen.
Hilfsmittel bzw. Werkzeuge sind: Locheisen für 4mm und 2,5mm Durchmesser, Modellbaumesser(Skalpell), Pappe als Schneid-Unterlage und für eine Schablone, (Stahl-)Lineal.
Beim anschließenden Zusammenbau müssen die Membranen und die Kunststoffplatte richtigherum zusammenliegen, da sie nicht genau spiegelsymetrisch sind.
Auf die Schraube, die anstelle des Nietes in den Plunger kommt, werden der Reihe nach aufgesteckt: die Stützscheibe, die Membran der Unterdruckseite, der Kunststoffdistanzring und die Kunststoffplatte, die Membran der Kraftstoffseite, als letztes der Plunger, lose aufgeschraubt.
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Das ganze Paket wird dann lose am Benzinhahn angeschraubt, um die Membranen und den Plunger auszurichten und dann die Plungerschraube anzuziehen.
Danach wird das Paket nochmal abgebaut, Plunger und Stützscheibe fixiert und die Schraube fest nachgezogen.
Damit sind die neuen Membranen fertig zur Endmontage.





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