SIE  SIND HIER: FAHRWERK > SCHEIBENBREMSE
ZUM MENÜ    START/HOME
      Die Scheibenbremse      
Die Vorderradbremse ist eine hydraulisch betätigte Scheibenbremse auf der rechten Seite des Rades, bestehend aus dem Handbremszylinder mit Bremsflüssigkeitsbehälter, einer starren Scheibe und einem Ein-Kolben-Schwimmsattel.
Zum Handbremszylinder
Die folgenden Bilder zeigen die Demontage des Bremssattels zur Reparatur bzw. Überholung.
Bild 1:
Der Bremssattel wird von zwei Spezial-Schrauben  mit Innensechskantkopf zusammengehalten, welche auch als Bremssattel-Spindeln bezeichnet werden. Diese sitzen nach vielen Jahren mitunter sehr fest. Man vereinfacht sich das Zerlegen eines Bremssattels, wenn man die Spindeln schon lockert, bevor der Sattel vom Gabeltauchrohr abgebaut wird.
CaliperSpindel_loesen_1_dr.jpg
Bild 1
CaliperSpindel_loesen_2_dr.jpg
Bild 2
CaliperSpindel_loesen_3_dr.jpg
Bild 3
CaliperSpindel_loesen_4_dr.jpg
Bild 4
CaliperSpindel_loesen_5_dr.jpg
Bild 5
CaliperSpindel_loesen_6_dr.jpg
Bild 6
CaliperSpindel_loesen_7_dr.jpg
Bild 7
Bild 2-7:
Der eigentliche Bremssattel besteht aus zwei Teilen, welche über die Spindeln zusammengehalten und auf dem Bremssattelträger beweglich (schwimmend) gelagert sind. Die Spindeln laufen dazu durch Lager-Buchsen im Sattelträger. Die Lagerung ist mit einer Fettfüllung versehen. Um das Fett an Ort und Stelle zu halten, sind auf den Spindeln O-Ringe montiert. Außerdem gibt es auf beiden Seiten der Buchsen Gummikappen, die das Eindringen von Schmutz und Feuchtigkeit verhindern.

Man löst die Spindeln abwechselnd jeweils einige Umdrehungen, bis man die Sattelteile trennen kann. Versucht man, erst eine Spindel ganz herauszudrehen, kann es passieren, das sich im Inneren die O-Ringe verkeilen und die Spindel nur schwer weiterzubewegen ist. Dies kommt besonders bei vergammelten Restaurierungsobjekten vor. Nach dem Entfernen der Gummikappen kann man, falls nötig, mit etwas Sprühöl nachhelfen und dann den Sattelträger von den Spindeln abziehen.
Staubmanschette_01_dr.jpg
Bild 8
Staubmanschette_02_dr.jpg
Bild 8-10:
Der Bremskolben sitzt im rechten Bremssattelteil. Auch hier schützt eine Gummimanschette vor Schmutz und Wasser.
Bild 9
Staubmanschette_03_dr.jpg
Bild 10
kolbenraus_01_dr.jpg
Bild 11
kolbenraus_02_dr.jpg
Bild 12
Bild 11+12:
Der Kolben läßt sich am einfachsten durch Einblasen von Druckluft aus dem Gehäuse treiben. Man hindert ihn daran, durch die Werkstatt zu fliegen, indem man z.B einen passend eingestellten Schraubstock wie im Bild gezeigt verwendet oder kurzzeitig das andere Bremssattelteil nochmal montiert. Den Druck nicht zu hoch einstellen, 4-6 bar sollten reichen
Ein Versuch, den Kolben hierbei mit der Hand festzuhalten, könnte ungesund werden!
   Sitzt der Kolben wegen Korrosion etc. zu fest, um mit Druckluft ausgetrieben zu werden, könnte es mit Bremsflüssigkeit funktionieren. Dazu wird z.B. ein Handbremszylinder angeschlossen,  Bremsflüssigkeit eingefüllt, entlüftet und dann mit dem Handbremszylinder gepumpt, bis der Kolben sich herausbewegt.
   Wenn Aufgrund des Zustandes des Motorrades bzw. Bremssattels abzusehen ist, das der Kolben festsitzen wird, kann man auch schon vor dem Abbauen der Bremsleitung und dem Zerlegen des Bremssattels versuchen, den Kolben auszutreiben. Dazu muß das Bremssystem noch gefüllt sein, aber der Bremssattel vom Gabelholm abgebaut und die Bremsklötze entfernt werden. Dann legt man den ganzen Sattel an der Leitung hängend in ein Auffanggefäß für die austretende Flüssigkeit und pumpt dann am Handbremshebel, bis der Kolben rausgedrückt ist.
   Ist der Kolben nicht nur festgegammelt, sondern auch undicht, so das mit Bremsflüssigkeit kein ausreichender Druck zum ausdrücken aufzubauen ist, ist der Sattel vermutlich schon unbrauchbar. Wer jetzt noch nicht aufgeben will, kann auch noch eine Hochdruck-Fettpresse am Bremsleitungsanschluß anschließen und versuchen, den Kolben mit Fett auszudrücken.
kolbenraus_03_dr.jpg
Bild 13
ringraus_01_dr.jpg ringraus_02_dr.jpg
Bild 14
Bild 13+14:
Der Kolbendichtring sitzt in einer Nut in der Bremssattel-Bohrung. Zur Demontage wird hier mit Druckluft der Ring an einer Stelle etwas aus der Nut herausgeblasen, um mit einem Uhrmacher-Schraubendreher dahinter zu gelangen, um den Ring damit herauszuziehen . Es gibt sicher auch andere Möglichkeiten. Wichtig ist, das der Nutgrund nicht durch das verwandte Werkzeug beschädigt wird, weil das zu Undichtigkeiten führen kann.
halteringraus_01_dr.jpg halteringraus_02_dr.jpg
Bild 15
Bild 15:
Die Manschette des Bremskolbens wird von einem verzinkten Stahlring gehalten, der im Bremssattel eingepresst ist. Der Ring ist aus sehr dünnem Blech und häufig stark bis zur Auflösung korrodiert. Hier auf dem Bild ist er aber noch sehr gut erhalten und läßt sich mit einem Schraubendreher in einem Stück vorsichtig heraushebeln.
Sattelhalter_01_dr.jpg
Bild 16
Bild 16:
Der Bremssattel-Halter oder -Träger. Die Lagerbuchsen neigen zum Ausschlagen, besonders die vordere (
V). Man überprüft das Spiel, indem man die Spindeln gereinigt und ohne O-Ringe in den Buchsen bewegt.
Der Blechbügel (
B) und das Gummiteil (G) bilden zusammen den Bremsbelagstopper. Der gleicht das Spiel des Bremsklotzes aus und verhindert, das sich der Klotz im Sattelhalter frei bewegt und dadurch beim Bremsen vorne stark anschlägt. Um den Stopper abzubauen, muß der Bügel etwas aufgebogen werden. Der Stopper kann nur funktionieren, solange das Gummiteil noch elastisch ist.
sattelteile_01_dr.jpg
Bild 17
Bild 17:
Die Teile des Bremssattels. In diesem Fall ein erfreulicher Anblick, da die Teile in recht gutem Zustand sind und nur nach Reinigung schon wieder verwendbar wären.
Da es sich aber bei der Bremsanlage um das  wichtigste sicherheitsrelevante Teil am Motorrad handelt und Ersatzteile noch zu bekommen sind, wird ein Reparatursatz verwendet. Dieser enthält alle Gummiteile und einen Kolben.
nutreinigung_01_dr.jpg
Bild 18
Bild 18:
Damit der Bremskolben später im Betrieb richtig abgedichtet ist, muß die Nut des Dichtringes frei von Schmutz und Fremdkörpern sein. Größere Beschädigungen an den Nutflanken oder am Nutgrund, die durch die Elastizität des Dichtringes nicht mehr ausgeglichen werden können, bedeuten, daß das Bremssattelteil unbrauchbar ist.
Zur Reinigung der Nut wird hier eine kleine rotierende Kunststoffbürste verwendet. Eine Metallbürste würde u.U. von dem weichen Material des Bremssattels zuviel abtragen.
teile_poliert_01_dr.JPG
Bild 19
Bild 19:
Die Teile wurden gereinigt, entlackt und leicht überpoliert. Das ist natürlich Geschmacksache. Wer es lackiert besser findet, verwendet hitze- und bremsflüssigkeitsfesten Bremssattel-Lack. Der Haltering für die Bremskolben-Manschette ist schwer zu bekommen. Hier wurde der Vorhandene entrostet und zum Korrosionsschutz mit dem Lötkolben dünn verzinnt.
Da Zinn edler ist als Eisen bzw. Stahl, funktioniert das nur mit völlig geschlossener Verzinnung. Wer die Möglichkeit hat, sollte den Ring besser zum galvanischen Verzinken geben. Wenn das Motorrad nur wenig bei Schönwetter gefahren wird, reicht auch Einfetten.
Der Zusammenbau erfolgt, -wer hätte es gedacht-, in der umgekehrten Reihenfolge der Demontage. Der Zusammenbau muß deshalb hier nicht nochmal extra bebildert werden. Falls doch, besser ganz die Finger von der Bremsanlage lassen und jemanden beauftragen, der durchblickt. Davon hängen schließlich Gesundheit und Leben ab.

Das Material von Kolbendichtring und Manschette ist stabil gegenüber Bremsflüssigkeit, nicht unbedingt gegenüber Mineralöl, Fett, Benzin und Lösungsmitteln. Die letztgenannten haben daran also nichts zu suchen. Um den Kolben bei montiertem Dichtring leicht einschieben zu können, wird der Ring etwas mit Bremsflüssigkeit benetzt. Besser ist die Verwendung von Bremszylinderpaste, ein Schmiermittel, das für die Verwendung zusammen mit Bremsflüssigkeit (DOT3, DOT4, DOT5.1) geeignet ist. Normales Lagerfett o.ä. ist hier nicht geeignet. Die Bremszylinderpaste wird bei der Montage des Zylinders auf Gummi-Teile wie Dichtring und Manschette sowie auf die Kolben- und Zylinderfläche und andere Innen-Teile dünn aufgetragen. Besonders bei Zylindern an sehr selten benutzten Fahrzeugen oder bei überholt eingelagerten Zylindern wird dadurch Korrosionsschutz und eine längerfristige Betriebsfähigkeit erreicht.

Die O-Ringe und die Spindeln werden leicht gefettet, die Spindeln nicht an den Gewinden, aber speziell im Bereich zwischen den O-Ringen. In manchen Reparatursätzen ist dafür ein kleiner Beutel mit Spezialfett beigelegt. Man kann hier auch die o.a. Bremszylinderpaste verwenden, ein Heißlagerfett tut es an dieser Stelle aber auch. Beim Einführen der Spindeln mit den O-Ringen in die Buchsen des Sattelträgers vorsichtig vorgehen. Die Ringe rutschen dabei gerne mal aus ihrer Nut und werden beim weiterdrücken dann zerschnitten.
pad_grease.jpg
Bild 20
Bild 20:
Der bewegliche, am Bremskolben anliegende Bremsklotz wird vor dem Einsetzen mit einer spezial-Paste dünn und sparsam bestrichen: auf der Mitte der Rückseite an der Kontaktstelle zum Kolben und am Rand von hinten bis zur Verschleißmarkierung; so, daß nichts von der Paste auf die Reibfläche gelangt.
(Verschleißmarkierung = umlaufende Nut/Rille, bei original Belägen rot eingefärbt. Sind die Beläge bis zu dieser Markierung abgenutzt, müssen sie ausgetauscht werden.)

Die zu bestreichenden Bereiche sind auf der Skizze grau/schraffiert dargestellt. Auch diese Paste liegt meistens den original Bremsbelag-Sätzen bei; z.B. mit der Bezeichnung "Brake Pad Grease". Allgemein gibt es diese Pasten auch im Handel als "Anti-Quietsch-Paste" o.ä.
Einige Maße:

Ø Bohrung für den Kolben:
neu: 38,18-38,20 mm
Verschleißgrenze ab 38,22mm

Ø Kolben:
neu: 38,15-38,18 mm
Verschleißgrenze unter 38,10 mm